Sonntag, 14. Dezember 2014

Reiseziel Candidius-See

Kurort oder Hort der Kulturlosigkeit?

Nachdem der erste Taiwanurlaub der Gesundheit und dem Wohlbefinden der Mutter so förderlich war, brauchten wir in diesem Jahr nicht die Frage zu stellen „Weihnachten alleine oder Taiwan?‟ Taiwan mit seinen freundlichen Menschen, einem angenehmen Winterklima, schönen Landschaften und der vielfältigen Küche hat sich als quasi Kurort für sie bewährt. 2014 fliegen wir ohnehin erst zwischen den Jahren auf die subtropischen Insel.

Diesmal ist das Reisziel ein Wiedersehen mit dem Candidius-See, besser bekannt als Sonne-Mond-See (日月潭 oder Rì Yuè Tán) in Mitteltaiwan.

Als kleinster Ureinwohnerstamm Taiwans leben um den See die Thao mit 759 Stammesmitgliedern im November 2014, die nach der Legende bei der Jagd auf einen weißen Hirschen den See entdeckt haben sollen. Aufgrund der Schönheit des Ort und guten Lebensbedingungen haben die Thao sich dort niedergelssen.

1624 begonnen die Holländer Taiwan zu besetzen. Zu ihrer Erschließungspolitik zählte auch Bekehrung der Ostinder zum Christentum. Der holländische Missionar George Candidius war von 1627 bis 1637 so erfolgreich, das nach ihm der idyllischen See benannt wurde. Verfestigen konnte sich der Name aber nicht, wurde aber noch in der frühen westlichen Kartografie Formosas aufgenommen.

Heftige Veränderungen am Sonnen-Mond-See kamen mit der japanischen Kolonisierung Taiwans. 1919 begann der Ausbau zur Nutzung der Wasserkraft. Seit 1934 wird den industriellen Zentren Energie aus dem Wasserkraftwerk geliefet. Bis 1960 konnte das Kraftwerk den gesamten Strombedarf Taiwans abdecken.

Weitere große Veränderungen ergaben sich mit der Herrschaft von Chiang-Kai Shek. Wer die schönsten Orte auf Taiwan kennenlernen möchte, kann getrost der Liste der Gästehäuser von Chiang Kai-Shek (蔣介石 oder Jiǎng Jiè-Shí) folgen. Stilsicher wurden Paläste und Villen des Diktators in die herausragenden Landschaften der Insel platziert. Neben seinem Gästehaus Hanbi Lou (涵碧樓), dem heute ausgebauten und transkribierten , Lalu-Hotel sind Tempel, Pagoden, Kirchen und neben dem Gästehaus auch weitere Unterkünfte zur Ausschmückung der Landschaft im chinesischen Stil entstanden.Nach Lebensraum und Chance zur Energiegewinnung wurde die Landschaft über ihren Erholungspotenzial in Wert gesetzt.

Dabei könnte - mal abgesehen vom angenehmeneren Winterklima, von der Fremdartigkeit der Gebäude und Menschen - auch mancher Stausee im Sauerland es gut mit dem landschaftlichen Reiz des Sonne-Mond-Sees aufnehmen.

Inwertsetzung und Kommerzialisierung des Landschaftsraums im 21. Jahrhundert – Mittels einer High-Tech-Seilbahn geht es über die Berghänge am Sonne-Mond-See zum Freizeit- und Kulturpark.

Heute besteht Sorge am Sonnen-Mond-See, dass die Flut chinesischer Touristen und der damit entstehende Rummel auf längere Sicht schadet. Der Druck der Massen, möglichst viel für wenig Geld zu bekommen und dabei das Risiko kaufkraftstärkere Reiseklassen zu verlieren, lässt die Menschen, die dort wohnen und arbeiten, nachdenken.

Auch Luo You hat viel darüber nachgedacht, ob die Ziele kulturloser Máo Fěi (毛匪) überhaupt noch in Betracht kommen. Es gibt immer noch weiße Flecken auf der Landkarte Taiwans. Noch sind nicht alle Standorte von Gästehäusern Chiang Kai-sheks erkundet. Allein aus dem Glauben der taiwanischen Ehefrau, der Sonne-Mond-See sei etwas ganz besonders, weil so viele dort hin reisen, und der Bequemlichkeit des ausgebrannten deutschen Ehemanns, was anderes außerhalb der Spurrillen schwerer Reisebusse vorzuschlagen, fahren wir möglicherweise deshalb wieder und wieder dorthin.

Luo Yous weiße Flecken auf Formosas Landkarte – Eine Reise wert ist beispielsweise die Gegend nördlich von Ruì-Fāng (瑞芳) entlang der Shen-Ao-Bahnlinie. Nach kürzlicher Äußerung von Europäischem Gerichtshof und Bundesgerichtshof ist jetzt etwas mehr Rechtssicherheit zum Einbetten fremder Inhalte entstanden. Ich gehe mal davon aus, dass Shuifan Liu den Videoclip als Urheber eingestellt hat und ich hier kein erweitertes Publikum von Internetnutzern gegenüber Youtube anspreche. Sollte Shuifan Liu doch etwas Schlimmes mit dem Einstellen dieses Videoclips gemacht haben, distanziere ich mich davon. Wozu ich sonst gerne auf Taiwan eigene Bildmaterial herstellen möchte, sind die Nordküste Taiwans mit „Queen´s Head‟, die Matzu-Inseln, Wulai südlich von Taipei, nochmal bei besserem Wetter das Gebiet um die Schneeberge mit Wuling und Taipingshan. Auch ein längerer Aufenthalt an der südöstlichen Pazifikküste, also südlich von Taimali steht noch auf der persönlichen Wunschliste.

Die nächste Reise ist jedenfalls entschieden, gebucht und angezahlt. In gewisser Hinsicht hat das Erleben von Chinesen in großer Zahl auch seinen Reiz und ist auch eine Art von Urlaub, die ermöglicht den deutschen Alltag hinter sich zu lassen. Zum „People Watching‟ ins entwickelte demokratische Taiwan erscheint durchaus die angenehmere Alternative zur Volksrepublik China. Richtig kulturlos sind nach meiner Erfahrung ohnehin nur wenige Einzelpersonen, wobei es schon stört beispielsweise ein vom Vormieter verrauchtes Nichtraucherzimmer zu erhalten. Immerhin werden Reisende mit westlichen Gesichtern in taiwanischer Begleitung schon mal an Gruppen von Chinesen vorbei gelotst nach dem Motto „Ihr ward früher da.‟ Das kann innerlich durchaus aufbauen.

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