Wahre und falsche Thesen
Was wünschen sich Taiwaner als Geschenk von Besuchern aus Deutschland: China Öl!
Eine Arbeitskollegin, die ihre Tochter an einem sommerlichen Austauschprogramm ins Ausland für Schüler teilnehmen ließ, berichtete dies nach ihrer Rückkehr aus dem Sommerurlaub. Von den Ländern, die für ihre Tochter in Frage kamen, blieb zunächst nur Taiwan übrig. Deshalb ging die Tochter dorthin. Die attrativeren Orte, wie etwa England, Australien oder die USA, waren ausgebucht. Die anderen Wahlmöglichkeiten lagen schon an der Grenze zu Schurkenstaaten oder galten als Sicherheitsrisiko für das Mädchen im Alter kurz vor der Volljährigkeit.
Falsch ist übrigens die von der Arbeitskollegin geäußerte These, dass China Öl deshalb so begehrt ist, weil es als eine Art Wunderdroge gilt, die den Taiwaner hilft, den harten Alltag sowie den Lern- und Leistungsdruck zu ertragen. Vielmehr wirkt China Öl im heißen subtropischen Klima als erfrischend und kühlend beim Auftrag auf Stirn und Haut. Deshalb wird es als angenehm empfunden und gerne nachgefragt.
Nun ist die Tochter in Taipei und sitzt dort im chinesischsprachigen Schulunterricht von morgens bis nachmittags um 5. Eigentlich sollte es ja der Sommerurlaub für sie sein, so dass jetzt die Eltern intervenierten und bei der Agentur zur Programmänderung aufforderten.
Im Museum für Geschichte von Kaohsiung, April 2007: In einer Ausstellung zum Jubiläum eines der Gymnasien der Stadt wird der unbedachte Urlauber schnell in die Rolle und Uniform eines gepeinigten Taiwan-Schülers gepresst.
Währenddessen bereiten sich hier die Nichten langsam auf den Rückflug vor. Dabei hat sich bewahrheitet, dass China Öl nur in haushaltsüblichen Mengen abgegeben wird. Dies hat den Zeitplan etwas durcheinander gewirbelt. Die Versandapothek hatte zwar direkt die Bestellmenge per Email bestätigt. Geliefert wurde aber nur die haushaltsübliche Menge, was nach deren Interpretation 10 Fläschchen sind. Dies hat uns zwei Tage gekostet. Schweinerei! Folglich musste in kleinen Chargen durch Familienangehörige, Verwandte und Freunde nachbestellt werden. Die Zielmenge wurde aber noch nicht erreicht.
Korrekturvermerk auf das Rechnung, aber Akzeptanz bei der Bestellbestätigung. Zwar gibt es in den AGB den Hinweis auf die haushaltsüblichen Mengen, das wird aber nicht konkretisiert. Die Klausel fand sich in allen AGB von Versandapotheken, die wir angeklickt hatten. Dabei sind in Asien die Haushalte größer und die sozialen Netzwerk umfangreicher, so dass hier aufgrund der sozialen Verpflichtungen, Geschenke für Freunde und Gäste, ganz andere Mengen benötigt und haushaltsüblich sein sollten.
Erst mit dem Öffnen des Paketes sehen Besteller oder Bestellerin, was die Versandapotheke selber unter haushaltsüblichen Mengen versteht. Dies ist meines Erachtens nicht okay. Und was soll das Ganze, wenn am Ende doch durch gesplittete Bestellungen, die gleiche Menge – versandkostenfrei übrigens - erreicht werden kann? Die sollen doch froh sein, dass sie soviel von dem Zeug verkaufen können.
Der Karton für den Versand füllt sich: China Öl „Made in Germany‟ für Taiwan
Nachdem die ersten Flaschen eintrafen konnte Luo You sie genauer in Augenschein nehmen. Tatsächlich ist auf dem Glas der Flaschen in erhabenen chinesischen Zeichen 中油中, jeweils auf Vorder- und Rückseite.
Da lag die Apotheke in Heidelberg gar nicht so falsch. Nur ist das eben nicht der Name unter dem das China Öl als déguó bǎilíng yóu (德國百靈油) in Taiwan beworben wird.
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