Ist Taiwan noch ein Reiseland?
Wenn mehr als 1 Milliarde (1.000.000.000) Menschen ermuntert werden, sich eine relativ kleine Insel, etwa 10 % größer als das deutsche Bundesland Nordrhein-Westfalen anzusehen, ist das Ergebnis vorhersehbar. Dies gilt umso mehr als diese Insel in den früheren Jahrzehnten zu etwas Verbotenen, etwas Wert- und Geheimnisvollen hochstilisiert wurde. Der Milliarde und mehr an Menschen wurde seit ihrer Kindheit durch Staat und Schule eingetrichtert, wie bedeutsam das Eiland Taiwan für das große China und dem Wohlergehen der Nation ist. Nun ist der Moment gekommen für alle, die es sich leisten können und heiß darauf sind, dieses Geheimnis zu ergründen.
Bei ihrem Sommeraufenthalt berichtete eine der Nichten davon, dass sie kürzlich beim Besuch des nationalen Palastmuseums (NPM) in Taipei angesichts der Mengen an Besuchern aus der Volksrepublik China nicht in der Lage war, sich eines der berühmten Exponate - wohl vor dem Beginn der gerade noch laufenden Ausstellung in Japan - anzusehen. So umlagert war der kaiserliche Kohlstrunk mit Heuschrecke, aus edler Jade kunstvoll geschliffen und poliert.
Dabei gibt es, dem oben eingefügten Link folgend, durchaus besondere Öffnungszeiten mit freien Eintritt für Bürger der Republik China abends am Freitag und Samstag. Diese Zeit sollten die Einheimischen tunlichst nutzen.
Insofern ist dieses Foto aus dem Jahr 2004 des imperialen Jade-Kohls (翠玉白菜) fast frei von anderen Betrachtern und herumstehenden Menschen schon als Rarität zu werten. Luo You konnte damals bei seinem zweiten Besuch im Museum die Zeit, Kunst und Kulturschätze genießen, die Chinas Kaiser zusammengetragen hatten und nach den Wirren des zweiten Weltkriegs und des Bürgerkriegs in Taiwan zu Ausstellung kamen.
„Wäre nicht Familie und Verwandtschaft in Taiwan, würde mich nichts dahin ziehen“, sinniert die beste Ehefrau von allen. Dann lamentiert sie über die hohen Hotelpreise für den geplanten Wochenendausflug mit der Schwiegermutter in Taiwans Osten oder am Sonnen-Mond-See.
Nun ja, einige weiße Flecken gibt es schon noch, die Luo You reizen, so etwa Taipingshan und die Schneeberge, die Matsu-Inseln oder die Nordküste Taiwans. Ob diese Orte für sich allein plus fremdartige Kultur, Küche und freundliche Menschen ohne die familiäre Bindung ausreichen, um nach Taiwan zu reisen, ist für mich aber auch fraglich. Das größere China, die alte Kolonialmacht Japan, die Tropenparadiese mit ihren Traumstränden in Südostasien bieten einfach und objektiv betrachtet Reizvolleres in größerer Auswahl.
Angesichts genug vorhandener Familie in Taiwan löst das bei mir noch nicht die Frage aus, ob mit den Gedanken meiner Frau auch der erträumte Ruhestand im ländlichen Raum auf der Pazifikinsel gefährdet sein könnte.
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