Die Jesuskirche am Sonnen-Mond-See, die für den Gottesdienst von Chiang Kai-Shek und seiner christlich erzogenen Ehefrau Song4 Mei3 Ling2 宋美齡 erbaut wurde, ist nicht nur ein hübsches Fotomotiv für den Urlauber. Von den hinaufführenden Treppen und dem Platz vor dem Kirchengebäude gab es auch eine gute Aussicht auf den See und den angrenzenden Ort.
Beim einem Besuch von Luo You fragte die Küsterin der Kirche seine Ehefrau nach dem „Laowei“ (Ausländer). Nachdem die Angetraute in der Landessprache mitgeteilt hatte, dass er seinen christlichen Glauben verloren und sich vom Papst der heiligen römisch-katholischen Kirche abgekehrt hat, wandte sich die kleine Frau an den hoch aufgeschossenen Mitteleuropäer mit den eindringlichen, in englischer Sprache gesagten Worten „Come back to God!“
Ort für Bekehrungsversuche: die Jesuskirche in Yuchi Yuchi am Sonnen-Mond-See im April 2007
So schön kann der See sein. Der Blick ändert sich mit einer leichten Linksdrehung. Dann kommt nämlich eine der Bausünden von der Art ins Sichtfeld, die schon im Westdeutschland der 1970er Jahre für Feriengebiete, vor allem an der Ostsee, etwa Damp 2000, zu Diskussionen führte. Zum Ausgleich für die visuelle Einschränkung bieten heute sicherlich Touristen vom Festland der Kirche ein größeres Potenzial für Missonierungsversuche.
Ein Zeichen Gottes, dass Taiwan die gelobte Insel ist, gab der Priester, der als Pfarrer der örtlichen Gemeinde in Deutschland die Familie beim Trauerfall in diesem Sommer begleitete. Früher hatte er einige Jahre die deutsche, katholische Auslandsgemeinde in Ostasien, vornehmlich in Südkorea betreut. Während dieser Zeit besuchte er auch Taiwan.
Wie überrascht waren die Anwesenden, als er im Gespräch seine goldfarbene Taschenuhr hervorholte, deren Rückseite ein Relief des Ortes, der dem heiligen Dominikus in Taiwan gewidmet ist, zeigt.
Restaurant am Tamshui-Fluss unterhalb des Fort San Domingo gelegen. Die Festung des Dominikus wies Luo You mit verschlossenen Toren ab. Im Januar 2010 war an dem Montag Ruhetag und damit gab es Zeit für das zweite Frühstück.
Jetzt traten die Gedanken an den Heiligen, der das Ziel hatte, die katholische Lehre zu verbreiten und Ketzerei zu bekämpfen, und der dafür den Orden der Prediger, die Dominikaner, begründete, wieder in das Leben des Luo You ein.
Fordert Gott mit diesen Zeichen nicht dazu auf, zu den Lehren der römisch-katholischen Kirche zurückzukehren und ein ihm gefälliges, bescheidenes Leben mit Studium und Predigt, respektive Bloggen, in der taiwanischen Diaspora zu führen? Immerhin hat die Republik China, die auf Taiwan regiert, offizielle Beziehungen zur Vatikanstadt und zum Heiligen Stuhl. Dieser dürfte damit der bedeutendste diplomatische Partner des Staates unter den 24 Ländern, die die Republik China anerkennen, sein.
Sommer 2012, Marienkirche im Landkreis Pingtung. Toleranz im Glauben und Offenheit gegenüber Neuem und Fremden geben in Taiwan missionierenden Religionsgemeinschaften viel Raum.
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