Samstag, 1. September 2012

Italienisch Essen mit Taiwanern

Passend zu aktuellen Entwicklungen in Taipei ging die taiwanische Besuchergruppe zum Abschluss der Internationalen Geografiekonferenz 2012 in Köln auf Hotelempfehlung italienisch Essen. Für Gäste des Hotels gab es beim - nicht billigen - Italiener auch Rabatt und eventuell für das Hotel Provision, sofern Restaurant und Hotel nicht ohnehin schon geschäftsmäßig verbandelt sind.

Beim Bericht meiner Frau über den Abend beim Italiener wurden Erinnerungen an Pasta in Jiji 2003 wach. In den Gärten südlich des Bahnhofs offerierte ein kleines Café-Restaurant mediterrane Gerichte.

Im Allgemeinen vertrauen Taiwaner sehr gerne Empfehlungen flüchtig Bekannter, so dem Angestellten an der Rezeption, dem Portier, Briefträger oder Schornsteinfeger. Demgegenüber werden die klugen Ratschläge des Ehegatten, selbst wenn er zur Beantwortung der Fragestellung erfahren und kompetent ist, in der Regel ignoriert.

Statt Parmesan, da die taiwanesische Reaktion auf würzigen Käse schwer einzuschätzen ist, gab es auf den Spaghetti Bolognese Bambusscheiben als „Käse-Fake“. Das passte und schmeckte gut zu den Nudeln. Zur Sicherheit hatte die Bestellerin noch eine extra Portion Teigtaschen geordert. Im übrigen war bei jedem Hauptgericht ein Glas Saft inbegriffen.

Die Antipasti, die in Köln bestellt wurden, waren auch sehr lecker, nur empfand jeder in der Gruppe - bis auf die in Deutschland lebende beste Ehefrau von allen - die Vorspeisen als zu salzig. Das erinnerte mich an die erste Deutschlandrundreise 2001 mit meiner jetzigen Gattin, als viele Suppen besonders im Norden und in der Mitte der Republik als versalzen stehen blieben oder zurück gingen. Nur der bayerische Süden bestand die kulinarische Bewertung. Heute, nach dem von der Bundesregierung geförderten Integrationskurs, wird alles konsumiert.

Die eigentliche Katastrophe begann mit der Hauptspeise. Niemand hatte die Gruppe gewarnt, besser die Stärken der italienischen Küche auf der Speisekarte auswählen und auf Fleischgerichte zu verzichten. Der bestellte Fisch führte zur Folgerung, dass es auch in Italien Sashimi gibt.

Nach der Beschwerde wurde die rohen Fischreste wieder in die Küche gebracht, nochmal durchgebraten und garniert wieder kredenzt. Diese Darbietung des Obers (Dass dessen Name „Luigi“ war, kann nur vermutet werden.) und die Rücklieferung des halben Fisches war nur lächerlich.

Merke: Neben dem Rumpsteak kann hier auch mal der Fisch „Englisch“ sein.

Einer der Teilnehmer an dem Essen erwähnte, dass ihm schon in den Tagen vorher aufgefallen wäre, nie einen Gast in dem Restaurant gesehen zu haben, obwohl er dort häufiger vorbei ging. Trotzdem hatte er der Empfehlung des Hotels vertraut.

Überhaupt hatten die Taiwaner viel Pech: DHL lieferte per Express Materialien zur Konferenz mit Verspätung in die falsche Stadt, ein ICE blieb liegen, Menschen stürmten den Ersatzbus und liefen wieder zurück in den Zug, sonstige Züge hatten regelmäßig Verspätungen und verpassten die Anschlüsse, wichtige Hinweise kamen auch im internationalen Verkehr nie auf Englisch, eine Geldbörse verschwand, ein erhöhtes „Beförderungsentgelt“ wegen Schwarzfahren im deutschen-französischen Tarifdschungel wurde fällig und mehr.

Vom Geografiestudium in Piemont zur Besitzerin eines italienischen Restaurants in Taiwan. Die Zeitschrift der „Associazione Italiana Isegnanti di Geografia“ vom Juli-Oktober 2010 zeigt, wie es geht. Die talentierte Taiwanerin, verheiratet mit einem Italiener, hat nach dem Auslandsstudium die Chance erkannt, ihr Einkommen außerhalb des akademischen Bereiches zu vervielfachen.

Es verwundert uns immer noch, wie glücklich Nichten und Neffen 2011 Deutschland bereisten. Noch heute loben sie das komfortable und perfekte deutsche Bahnsystem.

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