Taiwans Restaurants trösten, Deutschlands Küche saugt
Was Prof. Dr. Heiner Flassbeck zum Sonntag im Fernsehen referierte, sollte eigentlich allen klar sein. Wenn Deutschland Politik und Ökonomie nicht die erzielten Produktivitätsgewinne zum allgemeinen Einkommenszuwachs verwenden, sondern nur zur Steigerung von wirtschaftlicher Macht, nimmt das eine schlimme Entwicklung. Nicht nur auf Hartz IV degradierte Sozialhilfeempfänger, auf Null-Runden gesetzte Staatsdiener, die der nationalen Finanzpolitik besonders nah zugeordnet sind, leiden darunter. Die allgemeinen Reallohnverluste in der Gesellschaft führen zu einer sinkenden Nachfrage. Am Ende geraten ganze Volkswirtschaften in Gefahr, wenn sie nicht mehr mit einer Abwertung ihrer Währung darauf reagieren können, zum Beispiel dann, wenn sie sich wie Griechenland der Eurozone verschrieben haben.
Auch für einen unbedeutenden Vorsitzenden eines Briefwahlvorstandes irgendwo im Düsseldorfer Umland, war es bei der Stimmauszählung zur Bundestagswahl 2013 überraschend, wie stark die ökonomischen Fragen die Menschen bewegen. Da sammeln sich die Zettel auf dem Auszähltisch, womit die "Alternative für Deutschland" fast rein in den Bundestag rein kommt, während die etablierte FDP mit Mehrwertsteuergeschenken, "Wischi-Waschi" bei wichtigen Themen und einem fliegenden Teppich aus Afghanistan rausfällt. Auch Prof. Flassbeck macht sich hierüber seine kritischen Gedanken.
Trotz allem bestand Gelegenheit das Mondfest mit einer Sushi-Platte vom Restaurant Anh & Em angemessen zu feiern. Mit Akribie werden die Gerichte dort vorbereitet und ausgeliefert. Mit einem Handyfoto belegt der Fahrer gegenüber dem Restaurant, dass kein Sushi und Tempura verrutscht ist. Da seit einiger Zeit Hos Supermarkt mit einer Bäckerei in das nächste Ladenlokal expandiert ist, gab es aus Düsseldorf auch frischen Mondkuchen zum Fest. Nur das deutsche Preisniveau all dieser leckeren Spezialitäten haut wirklich um. Wenn tägliche Dinge und kulinarische Genüsse immer teurer werden, was bleibt dann noch für den anderen Konsum, wie Urlaub, Autos oder Unterhaltungselektronik? Oder sind wir schon auf dem Weg in eine nachhaltige Gesellschaft mit Kuba als Vorbild?
Also verprassen wir den Euro, so lange es uns noch gut geht. Zu seinem Namenstag lud der Verfasser dieser Zeilen ins Steakhaus auf dem Berg (山上牛排館)ein, wie das Lokal in asiatischen Kreisen genannt wird. Wo gibt es denn hier Berge, frug meine Frau bevor sie die Lokalität kannte. Im Vergleich zum taiwanischen Zentralgebirgen, kommen hier wirklich nur Hügel vor. Die Dichte der Gäste mit asiatischen Gesichtszügen ist wirklich beachtlich, in dem Restaurant, dass unter dem deutschen Namen Gut Jägerhof firmiert. Mit einem ausgedehnten Spaziergang nach den Klassikern Gutshofsteak und Hüftsteak nach Düsseldorfer Art endete ein sonnig warmer, aber schon herbstlich angefärbter Tag.
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