Sonntag, 27. Mai 2012

Bitte den Ehemann bewundern!

20 Jahre ging es gut. Und jetzt hat die „Taiwan Gender Equality Education Association“ es herausgefunden.

In einem Online-Wörterbuch des Erziehungsministeriums der Republik China (Taiwan) steht zur „neuen guten Frau“ (新好女人) geschrieben: „Die „neue gute Frau“ konzentriert ihr Leben auf die Familie, bewundert den Ehemann, behütet ihre Kinder gut und versucht ihr Bestes, Glück und Harmonie in der Ehe zu erhalten.“

Ein Arbeitsumfeld taiwanischer Frauen - Nach Feierabend folgen dann die Familie, die Bewunderung für den Ehemann, die Kinder, Glück und Harmonie in der Ehe. Neue gute Frau + Neuer guter Mann = Glückliche Familie. So einfach kann das Leben sein.

Nach den Protesten haben Offizielle laut Taipeitimes und anderer Quellen (hier auf echt taiwanisch) erkannt, dass die „neue gute Frau“ verheiratet sein kann, aber sie kann genauso gut ledig, geschieden, kinderlos oder lesbisch sein. In den nächsten Wochen soll eine für die heutige Gesellschaft passende und zeitgemäße Formulierung gefunden werden.

Heute war bereits folgender Text unter der „neuen guten Frau" (新好女人) abzurufen: „民國八十年代末期對女性的稱呼,相對於新好男人,為求取性別關係平衡過程中所提出的一種看法。新好女人的特色為:以家庭為生活重心、愛慕先生、照顧子女,盡力維持婚姻生活的美滿和諧。“ Der neu hinzugefügte erste Satz verweist darauf, dass es sich um eine Aufforderung aus dem Jahr 1992 handelt. An den restlichen Sermon hat sich noch niemand herangetraut.

Und was machen deutschsprachige Publikationen daraus? Die Nachricht liest sich im Deutschen so, als sei die Regierung in Taiwan völlig zurückgeblieben und in der Entwicklung behindert.

Dabei werden weder die Eigenarten des Internets noch die kulturellen Hintergründe erkannt. Ein mit der Zeit weniger gefragter Begriff in einem Online-Wörterbuch aus dem Anfangstagen des Netzes kann Jahrzehnte von den Webnutzern unbeachtet bleiben und von den Autoren vergessen werden. Kulturell war die Definition der „neuen guten Frau" (新好女人) wohl als Gegenstück zum Bild des „neuen guten Mannes“ (新好男人) gemeint. Den brauchte Taiwan nämlich in und vor den 1990er Jahren, als Frauen die Hauptlasten im Lande trugen, hart arbeiteten und Männer gerne in ihren Pascha- und Macho-Rollen verharrten.

Zunächst wirkt es beruhigend, dass solche Nachrichten international Zeitungsseiten und den Speicherplatz im Web füllen können. Andererseits ist es wenig nachvollziehbar, warum andere, schwerwiegendere soziale Probleme ausgeblendet werden.

2 Kommentare:

  1. Na ja, die meinten natürlich, nur die mit einem Ausländer verheirateten Damen sollen ihren Gatten bewundern, aber das erklärt sich ja von selbst.

    "Wow, your belly is soooooo big now" (verwundert die Augen aufreißen)

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  2. Eben, das machen sie doch schon - jeden Tag! Oder etwa nicht?

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