Schock in Alishan
„Guck nicht hin“, sage ich zu meiner Frau, „Schau weg! Da liegt ein totes Schwein.“ Diese verdammten Barbaren. 番人 (Fan1Ren2)! Wie konnten sie das tun. Haben denn 50 Jahre strenger japanischer Kolonialzeit gar kein Benehmen auf diese Insel gebracht. Wenn es den Chinesen egal war, was in den Bergen Taiwans läuft, hätten wenigsten die vom westlichen Imperialismus infizierten und Missionseifer für ihre eigene Kultur beseelten Japaner einen Keim von Zivilisation in ihrer Zeit setzen können.
Ich wusste, dass die Bewohner in den Bergdörfern schon mal gerne auf die Jagd nach Flughunden gehen, wobei nach der Erzählung eine Art gejagt werden darf und eine andere geschützt ist. Leider lässt sich erst nachdem das Tier erlegt wurde, feststellen zu welcher Art es gehörte. Auch hatte ich schon im Osten Taiwans gefangene Affen (ebenfalls geschützt) im Käfig am Straßenrand gesehen. Aber das verbrannte Ferkel verursachte nur Ekel.
Der genauere Blick auf die braunen Borsten und den leblosen Tierkadaver ließ den Adrenalinspiegel wieder sinken. Es war zu erkennen, dass wohl nur ein fleißiger Teepflanzer eine Hanfpalme gefällt und versucht hatte den Stamm zu verbrennen, um mehr Platz auf dem Weg und für seine Plantage zu schaffen.
Und überhaupt sind die Bergbewohner heutzutage weder blutrünstig noch besonders auf Jagd und schon gar nicht auf Töten aus. Ähnlich wie bei uns kommen mehr die Zivilisationskrankheiten, Übergewicht, fehlende Bewegung und Sport zum Ausdruck. Da führt der taiwanische Film „Seediq Bale“, ein Epos mit 4 ½ Stunden Dauer, was mit einer furiosen Wildschweinjagd beginnt, doch ziemlich in die falsche Richtung, wenn die Lebensumstände der Ureinwohner und das Auftreten ihres Häuptlings beschrieben werden. Auch in der damaligen Realität war der Häuptling Mona Rudao ein eher schmächtiges Kerlchen, geprägt von harten und entbehrungsreichen Leben im Gebirge.
Nachdem ich die DVD-Box mit „Seediq Bale“ kürzlich beim Aufräumen in der Hand hatte, hätte ich mir gerne den Film wieder angesehen. Es ist blöd, dass der Regionalcode, der in Taiwan gekauften Scheiben ein anderer ist, damit die Unternehmen interkontinental mehr Geld herausholen können. Auf das Manipulieren des DVD-Spielers hatte ich keine Lust. Den Film über Computer oder Beamer zu schauen, war mir zu unbequem. Da wird die Wiederholung im heimischen Wohnzimmer auf lange Winterabende warten müssen.
Schluck, das sieht in der Tat wie ein angesenktes Schweinderl aus...
AntwortenLöschenDa konnten wirklich die Knie weich werden!
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