Montag, 17. Februar 2014

Was macht eigentlich der Babbeltee?

Der Perlenmilchtee im Jahr 2014

Im Mai und folgenden Sommer 2012 war auf deutschem Boden der Perlenmilchtee(珍珠奶茶 / Zhēn Zhū Nǎi Chá) fast in aller Munde. Das auch Babbeltee oder „Bubble Tea“ genannte Getränk taiwanischer Herkunft bewegte nicht nur Franchisenehmer und Fast-Food-Restaurants, sondern auch wissenschaftliche Institute und Verbraucherschützer. Teestationen in Läden und bei Mc Donalds öffneten in dem Maße wie die Pilze aus dem Boden schießen.


In einem Einkaufzentrum irgendwo in Westdeutschland zur Vorweihnachtszeit 2012 – Die sommerliche Nachfrage und Neugier auf das poppige Erfrischungsgetränk, das passend zum zeitgleichen Gangnam Style etwa von MCD beworben wurde, schien mit der kühleren Jahreszeit in Deutschland merklich abgeflaut zu sein.


Mit dem deutschen Winter schienen die taiwanischen Investoren nicht gerechnet zu haben, denn die Angebotspalette in den Teeläden blieb beschränkt. Das erinnert an die Standardfrage von Taiwanern, die in der Zeit von November bis März nach Deutschland fliegen, welche Kleidung sie mitbringen sollen. Die richtige Antwort lautet dann: „Kauf dir was passendes in Deutschland.“

Und so gingen die Teeläden im Winter ein wie die Fliegen. Nur einige augenscheinliche Spätzünder und Top-Standorte der starken Gruppen, wie Bobo Q, blieben übrig.

Der Bobo Q in Düsseldorfs asiatischen Distrikt an der Immermannstraße 65c bot schon einmal „O-Cakes“, Räderkuchen, etwa mit den Füllungen „Rote Bohnen“ und „Cream“, so eine Art Vanillecreme, an. Auf dem Foto zeigt sich der Bobo Q-Stand mit seiner Spezialität beim Frühlingsfest der taiwanischen Gemeinschaft in Düsseldorf.

Vielleicht könnte sich so das Lokal wirklich zum Restaurant im Taiwan-Stil (台式餐廳 / Táishì cāntīng) entwickeln. Seit neuestem gibt es dort die „Kara Chicken Bars“. Leider ist offenbar der klassische Oolong-Tee, der für Taiwan sehr typisch ist, vom Menü verschwunden, was ich persönlich bedauere. Es ist zu vermuten, dass dies an der geringen Bekanntheit dieser halbfermentierten Teesorte in Deutschland liegt.

Das wird sicher noch ein evolutionärer Prozess sein, bis die taiwanische Gastronomie ein optimales Konzept für Deutschland entwickelt hat. Der Einstieg ist gemacht, selbst wenn nicht zu erwarten ist, dass der taiwanische O-Cake – im eigenen Jargon in Anspielung auf Süße und Dickwerden 噢-Q-胖 (Ō Kiū Pàng) genannt – ausgereifte, deutsche Kaffee- und Kuchengebräuche wandeln kann. Aber Taiwan hat mehr Trümpfe, die auch im deutschen Winter ansprechen können, wenn ich etwa an den Wolfsbeeren-Dattel-Tee (枸杞紅棗茶 Gǒuqǐ hóngzǎo chá) denke.

Immerhin ist es auch der italienischen Kultur seit den 1960er Jahren gelungen ausgehend von Urlaub, Sommerhits, wie „Azzuro“ oder „Vamos a la playa“, und Eiscreme mit den hinzugekommenen und populär gewordenen Kaffeespezialitäten sowie anderen Angeboten im Sommer wie im Winter ein fester Bestandteil im deutschen Alltag zu sein.

Auf den Philippinen haben sich bereits taiwanische Bistros mit einem runden ganzjährigen Angebot etabliert. Das sollte auch in Deutschland klappen. Wäre es eine Geschäftsidee sich noch etwas mehr auf die alternde deutsche Bevölkerung, gedanklich näher am Wellness-Gedanken und mit dickerer Geldbörse, auszurichten?

Ganz ohne Wellness-Gedanken schlürft Luo You seinen Babbeltee, während er auf die O-Kai-Sänger wartet und mit anderen Anwesenden plaudert.

2 Kommentare:

  1. Zweite Schwester von Frau hat auch Erfolg mit original Taiwan Bubbletee auf den Philippinen. War völlig neu, als sie vor ein paar Jahren da aufmachte und ist jetzt ein Franchise. Anfangs standen die Letue da 1 Stunde oder länger Schlange in der Hitze für einen Taiwan-Bubbletee. Aber eben nicht das süße Klebzeug aus Deutschland.

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  2. Gute Nachricht von heute! Der Bobo Q in Düsseldorf mit Sherman Laoban aus Taiwan als Manager hat wieder Oolong im Programm. Im Laden gibt es eine Skala von 0 - 100 nach welcher der Süße-Grad gewählt werden kann. Meinen Oolong-Milchtee mit Tapioka-Perlen hatte ich zuckerfrei bestellt. Durch die Babbels, die Milch und den dazu bestellten O-Cakes (Vanillecreme, mehr ein Pudding, und rote Bohnen) war es für mich bereits "sweet" genug. Andere Gäste lobten übrigens die Kara-Chicken-Bars als "Hau-Tsche". Vielleicht liege ich falsch mit meiner Vorstellung von mehr Wellness und Seniorenprodukten. Dank der Werbung durch den Japantag und die Cosplay-Fans kommt genügend Volk in die rheinische Metropole, das auf den asiatischen Babbeltee steht.

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