Spargel ohne Saison
Nach Zeitungsberichten endet in Deutschland bald die kalendarische Spargelsaison. Die beste Ehefrau von allen, die die Küche zu ihrem Territorium gemacht hat, hat die Ernte des edlen Gemüses von Zeit zu Zeit in ansprechende Mahlzeiten umgesetzt.
Der Spargel-Hype, der sich in den vergangenen Jahren in Deutschland entwickelt hat, hat dazu geführt, dass Spargel auch an eigentlich ungeeigneten Standorten angebaut wird. Der Verkaufsstand in freier Landschaft an der Bundesstraße mit einem Spargelfeld dahinter, scheint ein unschlagbares Werbeargument zu sein. Irgendwann ist der Stand dann ein sogenannter Hofladen und später das Event-Restaurant, das zum Spargel und mehr einlädt.
Grüner Spargel, wie hier vor einigen Tagen zum Abendessen im eigenen Hause serviert, ist für die traditionelle deutsche Küche eher ungewöhnlich. Der weiße Spargel ist dagegen altbekannt.
Den gab es früher, in den 1960er und 1970er Jahren, auch außerhalb der Spargelsaison, nämlich aus der Konserve von der Insel Formosa. Die Geschäftsbeziehung schien für beide Seiten von großer Bedeutung gewesen zu sein, wie einem alten Spiegel-Artikel entnommen werden kann. Schinkenröllchen mit Spargel zu jeder Jahreszeit, aber auch die geringe Qualität der dünnen und weichen Spargelstängel mit holzigen Stellen, sind mir noch in guter Erinnerung aus der Kindheit.
Für Durchschnittstaiwanerin und -taiwaner von heute ist der interkontinentale Dosenspargel unbekannt. Vielleicht erfahre ich eines Tages, wo der Importspargel auf der Insel genau angebaut wurde, dessen Lieferungen nach Europa 1969 zu 88 % in der Bundesrepublik Deutschland endeten, und welche Überbleibsel es von diesen Agrarstrukturen noch gibt. Das wäre spannend.
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