Freitag, 12. Dezember 2014

¡Yo quedo Yo(u)!

Ausgespuckt!

Im 9. Jahrhundert gelang es einem Menschen mit dem Namen Wilfied der Haarige verschiedene Grafschaften um Barcelona unter seine Herrschaft zu bringen und damit quasi Katalonien zu gründen. Er erhielt auch das Recht von den Franken, seinen Titel und die Ländereien zu vererben, so dass die Familie erstmal ausgesorgt hatte. Nach der Legende hatte Wilfried in einer Schlacht blutende Verletzungen davongetragen, in die sein damaliger König Karl der Kahle seine Finger tauchte und vier rote Streifen auf Wilfrieds goldenen Schild zog. Aus diesem unhygienischen Handeln soll sich die Flagge Kataloniens, die Senyera, ableiten.

Da im Jahr 986 weder eine gefordete Hilfestellung von den Westfranken kam, noch dem König die Lehntreue geschworen wurde, erhielt Katalonien de facto seine Unabhängigkeit. 1164 entstand nach Heirat die Staatsgemeinschaft Aragon – Katalonien, die sich auf weitere Gebiete im Mittelmeerraum ausdehnte. Vertraglich verzichtete Frankreich als Rechtsnachfolger der Franken endgültig 1258 auf Gebietsansprüche in Katalonien gegenüber dem Königreich Aragonien. 1506 kam im spanischen Einigungsprozess den "Reyes Catolicós", den katholischen Königen Fernando und Isabel, folgend auch die kastilische Krone hinzu, so dass alle Gebiete unter einem Herrscher standen. Spanien konnte mit der kurz zuvor, nämlich 1492, erfolgten Entdeckung Amerikas zur Weltmacht aufsteigen.

Und heute?

Nach hunderten von Jahren einer gemeinsamen Staatsentwicklung hat sich am 9.11.2014 bei einer inoffiziellen Befragung in Katalonien eine Mehrheit der Teilnehmer für die Unabhängigkeit der nordostspanischen Region ausgesprochen. 1,83 Millionen Menschen, 80 % Prozent der Wahlteilnehmer, votierten für einen eigenständigen katalonischen Staat. Die Zahl der Wahlberechtigten läge bei einer regulären Wahl bei rund 6,2 Millionen Menschen, was heisst, das lediglich ca. 20 % der Wahlberechtigten einer Unabhangigkeit Kataloniens zugestimmt haben. Der Präsident Kataloniens bat trotzdem um Unterstützung für legales Referendum. Vermutlich gäbe es wie in Schottland dann endlich Klarheit und die penetranten Unabhängigkeitsanhänger wären zumindest für einen gewissen Zeitraum ruhig.

2008 bezeichneten 32 % der Bevölkerung Kataloniens das Katalanische als Muttersprache, 55 % gaben Kastilisch (Spanisch) an und 4 % nannten beide Sprachen. Laut den amtlichen Erhebungen war Katalanisch als Umgangssprache rückläufig. Spanischsprachige Zuwanderer - und nicht nur diese empfinden - die Sprachpolitik mitunter als schikanös, da ihnen, etwa für öffentliche Stellen, Katalanischkenntnisse abverlangt werden. Wer einmal an einem Sonntag an einer Bushaltestelle, wo der katalanische Aushang nur im Kleinstgedruckten spanische Erläuterungen enthielt, auf einen Bus gewartet hat, der nur an Werktagen fährt, kann dies absolut nachvollziehen. Welcher ehemalige Schüler der spanischen Sprache kann schon erahnen, was „dilluns, divendres, dissabte, diumenge‟ im katalanischen Spanien bedeuten sollen?

Erkennbar hegt der Verfasser dieser Zeilen wenig Sympathie für die katalonische Unabhängigkeitsbewegung. Eigennützig gedacht entwertet sie meine Spanischkenntnisse. Sie ist in einem Europa aber auch unnötig, das sich als gemeinsamer Kulturraum immer weiter annähert. Hier stehen offenbar Partialinteressen einiger gekaufter Regionalfürsten im Vordergrund, möglichst viel für sich herauszuholen. Katalonien war fast immer regionaler Bestandteil in einem umfassenderen Staatsgebiet. Schon aus der geografischen Lage als Engstelle auf der iberischen Halbinsel ist die Gegend um Barcelona eine Schnittfläche zwischen dem Nordosten und dem Südwesten. Austausch und Transfer sprechen in diesem Raum gegen Seperatismus und Absonderung.

Wie anders ist da mein Reiseziel für die kommenden Neujahrsferien zu sehen, die schöne Insel Formosa, in einer Randlage und getrennt vom asiatischen Kontinent, weit entfernt von den Wertvorstellungen und dem politischen System Chinas, über Land nicht verknüpft mit den Nachbarn, fast immer in seiner Geschichte unter einer wirklichen Fremdherrschaft, so als japanische Kolonie, oder als Inselstaat, wie heute, autonom. Von chinesischen Festland wurde Taiwan eigentlich nur von 1683 bis 1895 und in den ersten Nachkriegsjahren 1945 regiert. Jahrhunderte unterscheiden die Geschichte Kataloniens und Taiwans.

Hier ist es an der Zeit, zu einem Referendum aufzurufen, unterstützt von der internationalen Staatengemeinschaft und akzeptiert von den großen Nachbarn, insbesondere der Volksrepublik China. Aber doch nicht in Katalonien!

Sprachpropaganda und klareres Licht am Strand von Es Trenc - Poesie des katalanischen Dichterfürsten Miguel Costy y Llobera verschönt einen Bunker, den Sprachverbieter Franco zur Abwehr einer befürchteten Invasion der Republikaner im spanischen Bürgerkrieg hier errichten ließ.

Sprachterror anders – Hausgemachtes Eis verwandelt die Hauptstraße des mallorquinischen Arta in eine Seitengasse der Fußgängerzone Elberfelds.

Das kann kein CSU-Anhänger sein, der im fremden Land seine Zugehörigkeit zu einer Parallelgesellschaft und Ablehnung jeglicher Integrationsbereitschaft provokativ zur Schau stellt. Ihr sollt die Sprache des Landes bis in eure Wohnstuben reden und schreiben, elende Überfremder, so wills Herr Andreas Scheuer, der Prager Doktor (Europa, aber …). Ziemlich bescheuert wird´s, wenn sich Politik so ins Private hereinpopelt. Soll er sich doch darum kümmern, dass nicht einige wenige – Er meint mit denen bestimmt die Begünstigten der Luxemburger Steuervorbescheide - denen auf der Tasche liegen, die täglich leisten, leisten, leisten. Geh an deinen deinen Stammtisch, rülps dein Bier runter und murmel bayerisch, aber nerv nicht mit offener Hose rum, du narrisch Depperter, mag Luo You solchen Thesen zurufen! Alles nur ein Missverständnis, wiegelt Seehofer die gut vorbereiteten Entwürfe ab.


Dabei hat sich die beste Ehefrau von allen - trotz Englisch in der Küche und Chinesisch mit der Nichte - schon erstaunlich in den vergangenen Jahren entwickelt. Bei der ersten Reisen in Luo Yous Begleitung durch Deutschland blieben versalzene Suppen stehen, italienische Nudeln mit ekligen, sogenannten Meeresfrüchten fanden den Weg zurück in den Abfallcontainer des Restaurants – wo sie vermutlich auch herkamen. Harte Brötchen zum Frühstück stellten sich mehr als kulturelle Besonderheit dar und nicht als Nahrungsmittel. Nach Integrationskurs und vieljährigem Aufenthalt in Deutschland ist wenig von dem geblieben. Dem Motto „Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt‟, selbst wenn es nur hartes Porzellan und der Salzstreuer sind, hat sich die Frau perfekt angepasst.

Trotz allem gibt es noch die Momente des „Das geht gar nicht!‟.

Damenfrühstück auf Mallorca – Was für Vampire Knoblauch ist für Taiwaner Ziegenkäse. Hier im Foto ist auf dem Teller unten rechts zu finden. Zwischen geröstetem Brot im Bruschetta-Stil mit Knoblauchbutter und Tomate findet er sich unter dem Ring von der mild-grünen Peroni. Nach dem reflexartigen Ausspucken und dem hochkommenden Würgreiz ist erstmal der Mund auszuspülen.

Dem deutschen Ehemann mit vermutet polnischen und schweizer DNA-Abschnitten, zwischen denen ostpreussisch, thüringisch, rheinisch, westfälisch und sonst woher stammende Biomoleküle verkettet sind, schmeckt der würzige Käse auf dem angebissenen Häppchen gut. Ohne Ziegenkäse aber mit Chorizo hat der Snack mittlerweile Einzug in unsere Küche gehalten. Da bleibt nur zu hoffen, dass die CSU es nicht auch noch zum Leitantrag macht, neben der deutschen Sprache auch die deutsche Küche zu fördern, um das Entstehen geschmackvoller Parallelgesellschaften zu verhindern. Die Nichte ist übrigens froh, ab morgen auf die klassische deutsche Küche ihrer wortkargen Au-Pair-Familie in Bayern verzichten zu können.

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