Eigentlich hat MKL schon fast alles über Chishan (旗山) geschrieben. Leider habe ich den Artikel erst jetzt gelesen und so haben wir im März 2013 Giya Bingshia (枝仔冰城) verpasst.
Dennoch gab es genug Alternativen in der alten Hauptstraße und Giya Bingshia hat mittlerweile auch verschiedene Filialen außerhalb dieses Distrikts von Kaohsiung.
Statt Eis am Nachmittag gab es stinkenden Tofu, laut Werbung probiert und getestet von lokalen und regionalen Berühmtheiten – Ich gestehe, es war mein erster „Stinky Tofu“ nach mehr als 12 Jahren Taiwan.
Neueinsteiger in die Esskultur Taiwans sollten sich vom Gestank des fermentierten Tofu bei der Zubereitung nicht abschrecken lassen. Er schmeckt wirklich sehr gut und stinkt auch nicht beim Essen.
Das eigentliche Attraktion für den „Eisenbahn-Aficionado“ war natürlich das Bahnhofsgebäude Chishan der Qiwei-Eisenbahnlinie am Ende der alten Straße. Die japanische Architektur vor dem Zweiten Weltkrieg, so wie sie sich hier aus der Kolonialzeit Taiwans zeigt, ist laut Wikipedia unter Giyōfū-Architektur (擬洋風建築, -kenchiku) oder pseudo-westliche Architektur bekannt. Sie lässt in Chihshan vor allem Elemente des englischen Tudor-Stils erkennen.
Voll zu bewundern ist das Gebäude als fast perfektes 3D-Modell in Google Earth (22°53'04.80" N 120°28'55.19" O). Die Bananenstauden vor den Bahnhof haben Bedeutung: Chihshan galt in Taiwan als Königreich der Bananen.
Am 20. August 1910 begann der Eisenbahnverkehr für die Takasago Zuckergesellschaft (高砂製糖株式會社) in Chishan, um die landwirtschaftlichen Produkte der Region, wie Zuckerrohr, Süßkartoffeln und Bananen, zu transportieren und die Zuckerfabrik in Qiwei (旗尾) anzuschließen.
Das Gebiet um Chihshan und Meinong wird von Hügeln und Bergen schön umrahmt. Nach Süden und Pingtung öffnet es sich mit dem Lauf des Kaoping-Flusses. Bewohnt wird das Gebiet überwiegend von Hakka, einer Volksgruppe die später zugewandert ist, und sich deshalb zwischen der bereits von Han-Chinesen besiedelten Ebene und den Bergen, in die sich die Ureinwohner zurückzogen haben, niederlassen musste. Die Hakka haben ihre eigene Sprache und Kultur mitgebracht. Es ist fast so, als wären die Bayern wie die Sinti und Roma nach Mitteleuropa gekommen und hätten sich im Voralpenland niedergelassen.
Nach dem Bau der Autobahn 10 von Kaohsiung nach Meinong löst sich das ehemals geschlossene Siedlungsgebiet der Hakka auf. Der schnelle Weg in das Herz der Großstadt und günstigere Baulandpreise führen zu größerer Mobilität und veranlassen viele, egal ob Hakka oder nicht, sich dort niederzulassen oder wegzuziehen. Damit geht nicht nur der Gebrauch der eigenen Sprache der Hakka, sondern auch ihre althergebrachte Kultur zurück.
An der Gleisseite fuhren früher die Züge nach Jiuqutang (九曲堂), wo in die Hauptbahn zwischen Pingtung und Kaohsiung umgestiegen werden konnte. In der Gegenrichtung nach Osten ging es für Güter noch zur Zuckerfabrik und weiteren Orten, wie Meinong.
Der Ausschnitt des alten Stadtplans zeigt im Bahnhof Chihshan immerhin vier durchgehende Gleise und ein Gütergleis westlich vom Empfangsgebäude. Offenbar sind auf der südlichen Seite weitere Abstellgleise und ein zweigleisiger Lokschuppen.
Östlichen vor dem Bahnhofsgebäude zweigt die etwa 16 km lange Strecke in Richtung Xīnzhuāng (新庄) ab und kreuzt den kleinen Bahnhofsvorplatz nach Norden.
Zur besseren Orientierung finden sich bei Su Yi-Chao (蘇奕肇) einige alte Karten mit dem Netz und der Lage der Zuckereisenbahnen im Jahr 1978. Für 2006 ist um Chihshan und Pingtung nur noch die abgebaute Strecke eingezeichnet.
Seit 1979 ist der gesamte Betrieb eingestellt. Einige Jahre später wurden alle Gleise entfernt. Das Gebäude verfiel. Im Jahr 2005 wurde der Bahnhof als historisch bedeutsames Gebäude für damaligen Landkreis Kaohsiung eingestuft. 2009 waren die Reparaturarbeiten zum dauerhaften Erhalt abgeschlossen.
Das Gebäude wird heute unter anderem dafür genutzt, Chishan als ein in Taiwan bekanntes Anbaugebiet für Bananen touristisch zu vermarkten. Drinnen können zum Beispiel leckere Bananenchips erworben werden. Es dient ansonsten als kleine Ausstellungshalle und gibt Gelegenheit zur Rast am Ende der quirligen Gastronomie- und Einkaufszone im Ortszentrum.
Reste der geschlossenen Zuckerfabrik in Qiwei auf der gegenüberliegenden Flussseite - Auch ohne Giya Bingshia gab es Eiscreme, nämlich in der Verkaufshalle der Zuckergesellschaft TSC auf dem früheren Werksgelände.
Neben der Verkaufshalle, dem schicken Hua Xing Motel (旗山花鄉汽車旅館, mit Hello-Kitty-Zimmer, dazu ein anderes Mal mehr), gab es noch ein paar Eisenbahnrelikte, wie die alte Dampflok 354, gebaut 1948 von Tubize in Belgien, die wohl ursprünglich in Nanzhou (州糖) im Einsatz war.
Montag, 22. Juli 2013
Freitag, 12. Juli 2013
Chinesisches Frühstück in Bayern
Apartheid am Morgen?
Laut Spiegel-Online soll ein bayerisches Hotel die anderen Gäste auf die in der Frühstückszeit bis 7.30 Uhr erwarteten Chinesen und ihre Tischsitten hinweisen. Wer fremdartigen Verhalten entgehen will, kommt besser später.
Bayerisches Frühstück taiwanischer Selektion – Ohne unangenehm aufzufallen genossen wir im vergangenen Herbst unserer Frühstück trotz einer Staatsangehörigkeit der Republik China.
Meine Frau wies mich auf den Artikel und die darunter folgenden klassisch deutschen und amüsanten Kommentare hin, die von Fremdschämen und Rassismus bis zur Empörung über die fehlende Integrationswilligkeit der ausländischen Reisenden variieren.
Wellness-Frühstück bei Lao Wu – Unter den Hotelgästen erschien beim Frühstück nur das Paar vom chinesischen Festland förmlicher mit Krawatte und Kleid. Ich kann versichern, dass das Benehmen sämtlicher Gäste auch für die bayerischen Frühstückszeiten nach 8 Uhr angemessen war. Nur mit einem Kegelklub aus Hintermoching auf versehentlicher Alternativreise zu El Arenal, hätte ich den Frühstücksraum ungerne geteilt.
Wie empörend das Verhalten integrationsfeindlicher Touristen sein kann, hatte ich bereits im heiligen Land bei einer Rundreise vor mehr als einem Jahrzehnt erlebt. „Kein Problem, westliche Frauen können ohne Kopftuch in den Felsendom“, sagte der Reiseführer. Hätten wir sie nur nicht herein gelassen! Keifende Pilgerinnen aus dem moslemischen Hinterland gingen aus sie los und riefen zum Dschihad auf.
„Im Ramadan darf tagsüber nicht gegessen, getrunken, getanzt und nicht gelogen werden“, sagt der lokale „Guide“ arabischer Herkunft auf dem Plateau des Tempelbergs zur Reisegruppe. „Wie lustig“, kicherte eine Reiseteilnehmerin, „nur tagsüber nicht lügen...“ Buff, gingen die klappen bei dem älteren Herrn runter, der zuvor so entspannt wirkte: „Wenn sie unsere Religion nicht akzeptieren, dann....“ und so endeten sein Vortrag und die Führung abrupt.
Vielleicht hätte ein Absatz im Vertrag zwischen lokalem Führer und Reiseveranstalter geholfen, dass Kichern und abartiger Humor bei christlich geprägten Ausländern vorkommen können, ohne dass diese die Absicht haben, den Islam und seine Gläubigen zu beleidigen oder ihnen despektierlich gegenüberzutreten. So hätten Missverständnisse zumindest in diesem Fall vermieden werden können.
Oder umgekehrt, wie am Felsendom, wo einige Jahre später offenbar deutlich stärker stärker durchgegriffen wird und Touristinnen, überspitzt bis zu den Haarspitzen in Bettlaken gehüllt werden.
Haare zeigen ist auch in Taiwan verpönt. Dezent freundlich weist der Bademeister die beste Ehefrau von allen darauf hin, dass der Ausländer mit schütterem Haar eine Kappe braucht. Das gab es seit meinem Schwimmunterricht in der Grundschule nicht mehr!
Vielleicht lässt sich hiermit die Invasion von Touristen aus China bändigen, ohne zum Frühstück in die Apartheid zu verfallen: “请勿 打饱嗝“ Einfach ausdrucken und auf die Tür zum Frühstücksraum kleben!
Laut Spiegel-Online soll ein bayerisches Hotel die anderen Gäste auf die in der Frühstückszeit bis 7.30 Uhr erwarteten Chinesen und ihre Tischsitten hinweisen. Wer fremdartigen Verhalten entgehen will, kommt besser später.
Bayerisches Frühstück taiwanischer Selektion – Ohne unangenehm aufzufallen genossen wir im vergangenen Herbst unserer Frühstück trotz einer Staatsangehörigkeit der Republik China.
Meine Frau wies mich auf den Artikel und die darunter folgenden klassisch deutschen und amüsanten Kommentare hin, die von Fremdschämen und Rassismus bis zur Empörung über die fehlende Integrationswilligkeit der ausländischen Reisenden variieren.
Wellness-Frühstück bei Lao Wu – Unter den Hotelgästen erschien beim Frühstück nur das Paar vom chinesischen Festland förmlicher mit Krawatte und Kleid. Ich kann versichern, dass das Benehmen sämtlicher Gäste auch für die bayerischen Frühstückszeiten nach 8 Uhr angemessen war. Nur mit einem Kegelklub aus Hintermoching auf versehentlicher Alternativreise zu El Arenal, hätte ich den Frühstücksraum ungerne geteilt.
Wie empörend das Verhalten integrationsfeindlicher Touristen sein kann, hatte ich bereits im heiligen Land bei einer Rundreise vor mehr als einem Jahrzehnt erlebt. „Kein Problem, westliche Frauen können ohne Kopftuch in den Felsendom“, sagte der Reiseführer. Hätten wir sie nur nicht herein gelassen! Keifende Pilgerinnen aus dem moslemischen Hinterland gingen aus sie los und riefen zum Dschihad auf.
„Im Ramadan darf tagsüber nicht gegessen, getrunken, getanzt und nicht gelogen werden“, sagt der lokale „Guide“ arabischer Herkunft auf dem Plateau des Tempelbergs zur Reisegruppe. „Wie lustig“, kicherte eine Reiseteilnehmerin, „nur tagsüber nicht lügen...“ Buff, gingen die klappen bei dem älteren Herrn runter, der zuvor so entspannt wirkte: „Wenn sie unsere Religion nicht akzeptieren, dann....“ und so endeten sein Vortrag und die Führung abrupt.
Vielleicht hätte ein Absatz im Vertrag zwischen lokalem Führer und Reiseveranstalter geholfen, dass Kichern und abartiger Humor bei christlich geprägten Ausländern vorkommen können, ohne dass diese die Absicht haben, den Islam und seine Gläubigen zu beleidigen oder ihnen despektierlich gegenüberzutreten. So hätten Missverständnisse zumindest in diesem Fall vermieden werden können.
Oder umgekehrt, wie am Felsendom, wo einige Jahre später offenbar deutlich stärker stärker durchgegriffen wird und Touristinnen, überspitzt bis zu den Haarspitzen in Bettlaken gehüllt werden.
Haare zeigen ist auch in Taiwan verpönt. Dezent freundlich weist der Bademeister die beste Ehefrau von allen darauf hin, dass der Ausländer mit schütterem Haar eine Kappe braucht. Das gab es seit meinem Schwimmunterricht in der Grundschule nicht mehr!
Vielleicht lässt sich hiermit die Invasion von Touristen aus China bändigen, ohne zum Frühstück in die Apartheid zu verfallen: “请勿 打饱嗝“ Einfach ausdrucken und auf die Tür zum Frühstücksraum kleben!
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