Warum Luo You nur den Winter kennt!
Jedes Mal, wenn ich von einem Taifun über Taiwan höre oder lese, bedauere ich es, nicht dort zu sein und das gewaltige Wettereignis mit eigenen Sinnen - natürlich aus einem sicheren Unterstand - zu erleben. Aber für Luo You gilt das von der besten Ehefrau der Welt verhängte Taifun-Verbot. Nur Erdbeben lassen sich als ebenfalls außerordentlich beeindruckende Naturereignisse nicht jahreszeitlich ausschließen.
Ruhige See und ein schöner Sonnenuntergang über dem ehemals britischen Konsulat am Hafen von Kaohsiung im Mai 2013. Da sind Taifune und unerträgliche Hitze ganz weit weg.
So wird die Sommerzeit in Deutschland und Europa verbracht, während die Zeit von Oktober bis Mai optimal für Reisen nach Taiwan genutzt werden kann. Große Sorge bereiten uns aber bei jeden Taifun die Gefahren für die Menschen und die großen Sachschäden an Infrastruktur, Gebäuden und Kulturen. Viele Straßen, die wir in früheren Jahren in den Bergen einfach befahren konnten, sind nach vielen Taifunen, besonders nach Morakot in 2009, und den damit verbundenen Erdrutschen immer noch unpassierbar. Man könnte sie eigentlich aus dem Autoatlas streichen. Die Winterzeit reicht nicht mehr für die Reparatur. Das betrifft leider auch die Waldeisenbahn von Alishan, deren früherer Gesamtbetrieb wohl erst ab Mitte 2014 wieder aufgenommen werden kann.
Samstag, 31. August 2013
Dienstag, 27. August 2013
Realität und Wirklichkeit oder Traum und Fiktion
Schock in Alishan
„Guck nicht hin“, sage ich zu meiner Frau, „Schau weg! Da liegt ein totes Schwein.“ Diese verdammten Barbaren. 番人 (Fan1Ren2)! Wie konnten sie das tun. Haben denn 50 Jahre strenger japanischer Kolonialzeit gar kein Benehmen auf diese Insel gebracht. Wenn es den Chinesen egal war, was in den Bergen Taiwans läuft, hätten wenigsten die vom westlichen Imperialismus infizierten und Missionseifer für ihre eigene Kultur beseelten Japaner einen Keim von Zivilisation in ihrer Zeit setzen können.
Ich wusste, dass die Bewohner in den Bergdörfern schon mal gerne auf die Jagd nach Flughunden gehen, wobei nach der Erzählung eine Art gejagt werden darf und eine andere geschützt ist. Leider lässt sich erst nachdem das Tier erlegt wurde, feststellen zu welcher Art es gehörte. Auch hatte ich schon im Osten Taiwans gefangene Affen (ebenfalls geschützt) im Käfig am Straßenrand gesehen. Aber das verbrannte Ferkel verursachte nur Ekel.
Der genauere Blick auf die braunen Borsten und den leblosen Tierkadaver ließ den Adrenalinspiegel wieder sinken. Es war zu erkennen, dass wohl nur ein fleißiger Teepflanzer eine Hanfpalme gefällt und versucht hatte den Stamm zu verbrennen, um mehr Platz auf dem Weg und für seine Plantage zu schaffen.
Und überhaupt sind die Bergbewohner heutzutage weder blutrünstig noch besonders auf Jagd und schon gar nicht auf Töten aus. Ähnlich wie bei uns kommen mehr die Zivilisationskrankheiten, Übergewicht, fehlende Bewegung und Sport zum Ausdruck. Da führt der taiwanische Film „Seediq Bale“, ein Epos mit 4 ½ Stunden Dauer, was mit einer furiosen Wildschweinjagd beginnt, doch ziemlich in die falsche Richtung, wenn die Lebensumstände der Ureinwohner und das Auftreten ihres Häuptlings beschrieben werden. Auch in der damaligen Realität war der Häuptling Mona Rudao ein eher schmächtiges Kerlchen, geprägt von harten und entbehrungsreichen Leben im Gebirge.
Nachdem ich die DVD-Box mit „Seediq Bale“ kürzlich beim Aufräumen in der Hand hatte, hätte ich mir gerne den Film wieder angesehen. Es ist blöd, dass der Regionalcode, der in Taiwan gekauften Scheiben ein anderer ist, damit die Unternehmen interkontinental mehr Geld herausholen können. Auf das Manipulieren des DVD-Spielers hatte ich keine Lust. Den Film über Computer oder Beamer zu schauen, war mir zu unbequem. Da wird die Wiederholung im heimischen Wohnzimmer auf lange Winterabende warten müssen.
„Guck nicht hin“, sage ich zu meiner Frau, „Schau weg! Da liegt ein totes Schwein.“ Diese verdammten Barbaren. 番人 (Fan1Ren2)! Wie konnten sie das tun. Haben denn 50 Jahre strenger japanischer Kolonialzeit gar kein Benehmen auf diese Insel gebracht. Wenn es den Chinesen egal war, was in den Bergen Taiwans läuft, hätten wenigsten die vom westlichen Imperialismus infizierten und Missionseifer für ihre eigene Kultur beseelten Japaner einen Keim von Zivilisation in ihrer Zeit setzen können.
Ich wusste, dass die Bewohner in den Bergdörfern schon mal gerne auf die Jagd nach Flughunden gehen, wobei nach der Erzählung eine Art gejagt werden darf und eine andere geschützt ist. Leider lässt sich erst nachdem das Tier erlegt wurde, feststellen zu welcher Art es gehörte. Auch hatte ich schon im Osten Taiwans gefangene Affen (ebenfalls geschützt) im Käfig am Straßenrand gesehen. Aber das verbrannte Ferkel verursachte nur Ekel.
Der genauere Blick auf die braunen Borsten und den leblosen Tierkadaver ließ den Adrenalinspiegel wieder sinken. Es war zu erkennen, dass wohl nur ein fleißiger Teepflanzer eine Hanfpalme gefällt und versucht hatte den Stamm zu verbrennen, um mehr Platz auf dem Weg und für seine Plantage zu schaffen.
Und überhaupt sind die Bergbewohner heutzutage weder blutrünstig noch besonders auf Jagd und schon gar nicht auf Töten aus. Ähnlich wie bei uns kommen mehr die Zivilisationskrankheiten, Übergewicht, fehlende Bewegung und Sport zum Ausdruck. Da führt der taiwanische Film „Seediq Bale“, ein Epos mit 4 ½ Stunden Dauer, was mit einer furiosen Wildschweinjagd beginnt, doch ziemlich in die falsche Richtung, wenn die Lebensumstände der Ureinwohner und das Auftreten ihres Häuptlings beschrieben werden. Auch in der damaligen Realität war der Häuptling Mona Rudao ein eher schmächtiges Kerlchen, geprägt von harten und entbehrungsreichen Leben im Gebirge.
Nachdem ich die DVD-Box mit „Seediq Bale“ kürzlich beim Aufräumen in der Hand hatte, hätte ich mir gerne den Film wieder angesehen. Es ist blöd, dass der Regionalcode, der in Taiwan gekauften Scheiben ein anderer ist, damit die Unternehmen interkontinental mehr Geld herausholen können. Auf das Manipulieren des DVD-Spielers hatte ich keine Lust. Den Film über Computer oder Beamer zu schauen, war mir zu unbequem. Da wird die Wiederholung im heimischen Wohnzimmer auf lange Winterabende warten müssen.
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Taiwan 2013 im März
Sonntag, 18. August 2013
Überraschung im Jahr des Drachen
Heiner Müller globalisiert oder was ist los in Vietnam?
2012 war nach den chinesischen Tierkreis das Jahr des Drachen. Das „Jahr des Drachen“ ist aber auch ein Film, der – keine Überraschung – im Jahr des Drachen, also 2012 spielt, und gestern im WDR-Fernsehen in Wiederholung ausgestrahlt wurde.
Nachdem mir meine Mutter am Telefon mitgeteilt, das sie den deutschen Film mit asiatischen Hintergrund gerade sieht, war auch mein Interesse geweckt. Statt des Filmdramas habe ich mir mit besten Ehefrau von allen dann doch lieber Til Schweigers lustigere Komödie „Zweiohrküken“ auf DVD angesehen, was unsere Stimmungslage besser traf. Das „Jahr des Drachen“ wurde parallel aufgezeichnet und heute morgen zu Ende geguckt.
Die Geschichte ist recht einfach und klingt bekannt. Gestandener deutscher Geschäftsmann trifft jüngere hübsche Asiatin. Dazu schreibt der Sender:
Thomas Eichner, gespielt von Klaus J. Behrendt, soll er für sein Unternehmen in Saigon verhandeln. Fernab von seiner Heimat, dem Konflikt mit seinem Sohn, der seit Jahren quälenden Sorge um seine krebskranke Frau und seinem drohenden 50. Geburtstag lernt er die Vietnamesin Huong kennen: „Sie ist hinreißend. Sie ist jung. Sie ist das Leben.“
Zu seinen schwersten Sorgen zählt sicher der drohende 50. Geburtstag, was der im Jahr des Drachen geborene Verfasser dieses Blogs aus persönlichen Gründen absolut nachvollziehen kann. Die Monate bis dahin sind fast an einer Hand abzählbar. Was bedeuten da Ehefrau und Sohn?
Vorsicht bei drohenden 50. Geburtstagen! In dem verflixten Lebensjahr können neue exotische Reize alte Beziehungen aus dem Gleichgewicht bringen.
Das Treffen mit Huong war von den vietnamesischen Geschäftspartnern arrangiert und bezahlt. Trotzdem – so wie es kommen muss – verlieben sich die beiden. Der Konflikt zwischen Familie und neuer Liebe wird im Film nicht gelöst. Nach etwa 90 Minuten sorgt ein Verkehrsunfall für den Tod von Huong, die in Vietnam ihre kleine Tochter und Mutter hinterlässt, welche ebenfalls einer teuren medizinischen Behandlung bedurfte.
Huong wird von Nina Liu dargestellt, einer australischen Schauspielerin mit chinesischen Wurzeln, die in Berlin lebt. Das ist Globalisierung, sagt meine Frau, hätte es denn keine passende vietnamesische Schauspielerin gegeben, wo doch so viele Vietnamesen in Deutschland leben? Muss es ihr als Australierin nicht geschmerzt haben, Dialoge in vorgetäuschten gebrochenen Englisch von sich zu geben?
So als Huong Thomas hinweist, dass er nur 2.000 US-$ statt der erwarteten 5.000 an den Onkel für die medizinische Behandlung ihrer Mutter online nach Vietnam überweist. Darauf Thomas: „I´m not a cash machine.“ Huong: „No love me.“
Wie passend schreibt die TAZ, dass das „Jahr des Drachen“ auf unbedarfte Weise eher klischeehaft wirkt, aber – so verstehe ich den Artikel – wohl noch nicht rassistisch.
Warum werden eigentlich keine Lösungen außerhalb der bürgerlichen Gedanken- und Normenwelt, etwa als Ménage à trois im Sinne Heiner Müllers, wie er sie Film „Keine Hand wäscht die andere“ aufzeigt. Die Sonne und Farbigkeit Südostasiens hätten Thomas Eichners Frau zur Genesung ebenso gut getan. Übrigens kommt auch im Film „Keine Hand wäscht die andere“ die Hauptdarstellerin durch einen Verkehrsunfall ums Leben.
Der Film „Jahr des Drachen“ wäre in diesem Blog kaum erwähnt worden, hätte er nicht zum Ende noch einen spannenden Moment und eine Überraschung geboten. Bei der Beerdigung von Huong in Vietnam wird ein berühmtes taiwanisches Lied, nämlich 高山青 („Grüne hohe Berge“), auch bekannt unter 阿里山的姑娘 („Mädchen von Alishan“), gespielt - so ungefähr im Stil einer malaysischen Militärkapelle.
Überhaupt kein Grund zur Trauer in Taiwan, wenn die schönen Mädchen von Alishan die hohen grünen Berge besingen.
Aber wie wurde das berühmte Volkslied zur Beerdigungsmusik in Vietnam? Oder haben die deutschen Filmemacher lediglich verschiedene Aufnahmeszene aus Saigon ohne Zusammenhang und tieferes Nachdenken zusammengeschnitten? Wir sollten beim nächsten Besuch des neu eröffneten Sushi-Restaurants „Anh & Em“ den freundlichen Wirt, der vietnamesische Vorfahren hat, fragen.
Einfahrt zu einem freundlichen und angenehmen Gästehaus in Osttaiwan. Zwischenmenschliche Beziehungen und Hochzeiten gibt es nicht nur zwischen Deutschland und Vietnam sondern auch zwischen Taiwanern und Vietnamesen. Hier kommt die Chefin aus Vietnam und serviert leckere Nudelsuppen nach Rezepten aus der alten Heimat zum Frühstück.
2012 war nach den chinesischen Tierkreis das Jahr des Drachen. Das „Jahr des Drachen“ ist aber auch ein Film, der – keine Überraschung – im Jahr des Drachen, also 2012 spielt, und gestern im WDR-Fernsehen in Wiederholung ausgestrahlt wurde.
Nachdem mir meine Mutter am Telefon mitgeteilt, das sie den deutschen Film mit asiatischen Hintergrund gerade sieht, war auch mein Interesse geweckt. Statt des Filmdramas habe ich mir mit besten Ehefrau von allen dann doch lieber Til Schweigers lustigere Komödie „Zweiohrküken“ auf DVD angesehen, was unsere Stimmungslage besser traf. Das „Jahr des Drachen“ wurde parallel aufgezeichnet und heute morgen zu Ende geguckt.
Die Geschichte ist recht einfach und klingt bekannt. Gestandener deutscher Geschäftsmann trifft jüngere hübsche Asiatin. Dazu schreibt der Sender:
Thomas Eichner, gespielt von Klaus J. Behrendt, soll er für sein Unternehmen in Saigon verhandeln. Fernab von seiner Heimat, dem Konflikt mit seinem Sohn, der seit Jahren quälenden Sorge um seine krebskranke Frau und seinem drohenden 50. Geburtstag lernt er die Vietnamesin Huong kennen: „Sie ist hinreißend. Sie ist jung. Sie ist das Leben.“
Zu seinen schwersten Sorgen zählt sicher der drohende 50. Geburtstag, was der im Jahr des Drachen geborene Verfasser dieses Blogs aus persönlichen Gründen absolut nachvollziehen kann. Die Monate bis dahin sind fast an einer Hand abzählbar. Was bedeuten da Ehefrau und Sohn?
Vorsicht bei drohenden 50. Geburtstagen! In dem verflixten Lebensjahr können neue exotische Reize alte Beziehungen aus dem Gleichgewicht bringen.
Das Treffen mit Huong war von den vietnamesischen Geschäftspartnern arrangiert und bezahlt. Trotzdem – so wie es kommen muss – verlieben sich die beiden. Der Konflikt zwischen Familie und neuer Liebe wird im Film nicht gelöst. Nach etwa 90 Minuten sorgt ein Verkehrsunfall für den Tod von Huong, die in Vietnam ihre kleine Tochter und Mutter hinterlässt, welche ebenfalls einer teuren medizinischen Behandlung bedurfte.
Huong wird von Nina Liu dargestellt, einer australischen Schauspielerin mit chinesischen Wurzeln, die in Berlin lebt. Das ist Globalisierung, sagt meine Frau, hätte es denn keine passende vietnamesische Schauspielerin gegeben, wo doch so viele Vietnamesen in Deutschland leben? Muss es ihr als Australierin nicht geschmerzt haben, Dialoge in vorgetäuschten gebrochenen Englisch von sich zu geben?
So als Huong Thomas hinweist, dass er nur 2.000 US-$ statt der erwarteten 5.000 an den Onkel für die medizinische Behandlung ihrer Mutter online nach Vietnam überweist. Darauf Thomas: „I´m not a cash machine.“ Huong: „No love me.“
Wie passend schreibt die TAZ, dass das „Jahr des Drachen“ auf unbedarfte Weise eher klischeehaft wirkt, aber – so verstehe ich den Artikel – wohl noch nicht rassistisch.
Warum werden eigentlich keine Lösungen außerhalb der bürgerlichen Gedanken- und Normenwelt, etwa als Ménage à trois im Sinne Heiner Müllers, wie er sie Film „Keine Hand wäscht die andere“ aufzeigt. Die Sonne und Farbigkeit Südostasiens hätten Thomas Eichners Frau zur Genesung ebenso gut getan. Übrigens kommt auch im Film „Keine Hand wäscht die andere“ die Hauptdarstellerin durch einen Verkehrsunfall ums Leben.
Der Film „Jahr des Drachen“ wäre in diesem Blog kaum erwähnt worden, hätte er nicht zum Ende noch einen spannenden Moment und eine Überraschung geboten. Bei der Beerdigung von Huong in Vietnam wird ein berühmtes taiwanisches Lied, nämlich 高山青 („Grüne hohe Berge“), auch bekannt unter 阿里山的姑娘 („Mädchen von Alishan“), gespielt - so ungefähr im Stil einer malaysischen Militärkapelle.
Überhaupt kein Grund zur Trauer in Taiwan, wenn die schönen Mädchen von Alishan die hohen grünen Berge besingen.
Aber wie wurde das berühmte Volkslied zur Beerdigungsmusik in Vietnam? Oder haben die deutschen Filmemacher lediglich verschiedene Aufnahmeszene aus Saigon ohne Zusammenhang und tieferes Nachdenken zusammengeschnitten? Wir sollten beim nächsten Besuch des neu eröffneten Sushi-Restaurants „Anh & Em“ den freundlichen Wirt, der vietnamesische Vorfahren hat, fragen.
Einfahrt zu einem freundlichen und angenehmen Gästehaus in Osttaiwan. Zwischenmenschliche Beziehungen und Hochzeiten gibt es nicht nur zwischen Deutschland und Vietnam sondern auch zwischen Taiwanern und Vietnamesen. Hier kommt die Chefin aus Vietnam und serviert leckere Nudelsuppen nach Rezepten aus der alten Heimat zum Frühstück.
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