Bauarbeiterinnen in Taiwan
Bisher dachte ich, es wäre nur mir aufgefallen. Jetzt merkte es auch die beste Ehefrau von allen an. Es gibt eigentlich keine Bauarbeiterinnen in Deutschland. Erstaunlich und fremdartig für die Taiwanerin! Oder aus der Perspektive des deutschen Verfassers dieser Zeilen: In Taiwan sind Bauarbeiterinnen etwas so selbstverständliches, dass sie – bis auf dem beobachtenden Ausländer – niemanden auffallen.
Ausgetauscht haben wir uns über diese Erfahrung bei einem Bericht über die vielen Baustellen an Autobahnen und Fernstraßen in Nordrhein-Westfalen. Über Jahrzehnte wurde der notwendige Unterhalt im gebotenen Umfang unterlassen, damit (seit langem pensionierte oder bereits verstorbene) Politiker Geld für Prestigeprojekte und öffentlichkeitswirksame Neubauten ausgeben konnten. Dank der Rekordgewinne bei den Unternehmen und einer Steuerschwemme, für die nicht nur die Griechen sondern auch wir in diesem Land länger und für weniger Geld arbeiten dürfen, steht jetzt überreich Kapital zur Verfügung. An allen Ecken entstehen heute neue Baustellen, finanziert mit Bundesmitteln oder hoch gefördert als Landes- und Gemeindevorhaben. Da weiß der tägliche Berufspendler bald nicht mehr, wie er den ganzen Verkehrseinschränkungen entgehen soll.
Unter vielen Männern vom Landesstraßenbetrieb erschien in dem Bericht auch eine Frau. Nein, erklärte ich, dass ist keine Arbeiterin, sondern die Mitarbeiterin wird eine Verwaltungsangestellte sein, vielleicht eine Ingenieurin oder Technikerin in Gummistiefeln und Arbeitskleidung.
Im Dezember 2013 vervollständigt diese fleißige Arbeiterin den monumentalen neuen Bauabschnitt des Fo Guang Shan Klosters in Kaohsiung.
Wirkliche Emanzipation gibt es nicht, so hieß es im gestrigen Fernsehbeitrag über Femen, bevor die Damen ihre Brüste entblößten und gegen das Übel dieser Welt protestierten. Stimmt! Emanzipation gibt es nicht. Sicher hat auch das taiwanische Modell seine Nachteile: Wird das gleiche Einkommen gezahlt und besteht die gleiche soziale Absicherung zwischen den Geschlechtern? Auf jeden Fall ist es spannend, wie unterschiedlich sich die Kulturen ausgeprägt haben, was wir für selbstverständlich halten und sich traditionell verfestigt hat. Es geht eben nicht nur um Quoten bei den Positionen der Top-Manager.
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