Preisbewusst und fein in Positano
Erst im Nachhinein, dass heisst nach dem Urlaub, wurde mir richtig bewusst, zu welchem elitären Erholungsort mich die beste Ehefrau von allen gelotst hatte. 1999 verbrachte der Bundeskanzler, der aus Hannover kam und in Chinesischen so wie „Sch-Nudél“ ausgesprochen wird, hier seinen Familienurlaub.
In Positano hatte ich zwar gelesen, dass er dort war, konnte mir aber vor Ort kaum vorstellen, welches Hotel er gewählt haben könnte. Ich war überrascht, dass der „Kanzlerbungalow“ das B & B La Fenice war. Die Pension ist schön gelegen und adrett, doch wirkt sie auch etwas exponiert unterhalb der Hauptstraße zwischen Positano und Amalfi.
Dass der Ferienaufenhalt Schröders in Positano bei einigen Genossen gar nicht gut ankam, wie unser – durchaus sehr zu empfehlender - Wanderführer „Golf von Neapel“ von Margrit und Jürgen Wiegand angab, ist eine Kritik, die absolut unhaltbar ist. Vielmehr war der Bundeskanzler sehr nah an den Menschen, dem alltäglichen Leben und fernab von einem überzogenen Luxus sowie elitärer Distanziertheit. Nur verbiesterte und ahnungslose SPD-Opas aus der Komunalpolitik des Ruhrgebiets konnten an ihren Stammtischen meines Erachtens so was behaupten.
Wie auf einer Postkarte ist der Blick über das „La Fenice“ entlang der Halbinsel von Sorrent in Richtung Capri.
Auch der kleine Privatstrand „La Fenice“ ist von Land und Meer gut einsehbar und erlaubt wenig Intimität. Vor allem muss man in Positano eines: Immer Treppen steigen! Schröder hat es sehr gut in Positano gefallen, so stand irgendwo zu lesen, aber auch er merkte die vielen Treppen an.
Das Restaurant „Fattoria La Tagliata“ in Montepertuso oberhalb von Positano gehörte zu den Lokalen, in denen die Kanzlerfamilie aß. Hier hat sich sogar eine Freundschaft mit Luigi Barba und seiner Familie entwickelt, die zum Gegenbesuch in Berlin führte. Wir hatten das „La Tagliata“ gar nicht auf unserer Besuchsliste gehabt, sondern nur das benachbarte „La Terre“ als gegenwärtige Nummer 1 beim „Tripadvisor“. Geschafft haben wir auch dies nicht, da unser Urlaubsprogramm am Ende sehr eng wurde und wir später bevorzugt bei bewährten Restaurants in der Nähe unserer Unterkunft einkehrten.
Ein weiteres Restaurant in Montepertuso, dessen Küche der Altkanzler auch gekostet hat, konnten wir aber aufsuchen. Das „Il Ritrovo“ liegt am Platz im Zentrum des kleinen Ortes überschattet vom durchlöcherten Berg, der dem Ort den Namen gegeben hat. Vor dem Restaurantbesuch sind wir übrigens einmal durch Loch, was bestimmt der christliche Glaube vom prähistorisch-vaginalen Fruchtbarkeitssymbol zur Marienerscheinung mit Schlange und besiegten Dämon sublimiert haben dürfte, geklettert.
Jenseits metaphysischer-spiritueller Vorstellungen bringt die gute italienische Küste den Denker schnell wieder in die irdische Genußwelt zurück. Das „Il Ritrovo“ servierte vorzüglich Bruschetta und Antipasti, Pasta und Muscheln, Gebäck und Café macchiato bei einem guten italienischen roten Tafelwein. Hier schmeckte sogar das zum Essen gereichte Brot sehr lecker.
Wenn wir jemals den Gedanken hatten, einen deutschen Biergarten in Taiwan zu eröffnen, endete er an diesem Tag. Nein, wenn, dann muss es ein italienisches Restaurant sein!
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