Du sollst dir kein Gottesbild machen!
So steht es weit oben in den 10 Geboten. Der Ausschluss fremder Götter im alttestamentarischen Israel und die Konkretisierung im Bilderverbot waren nach Wikipedia im alten Orient einmalig. Gott will nicht im Kult repräsentiert, sondern im Sozialverhalten in allen Lebensbereichen verehrt werden. Während die reformierten Kirchen darauf gründend Bilder und größere Ausschmückungen in der Regel im Kirchengebäude ablehnen, sind bei den Katholiken nur Gottesbilder verboten.
Weil Italien ein extrem katholisches Land ist, barsten die Kirchengebäude, die wir besucht haben, von Heiligendarstellungen, aufwändigen Figuren und Gemälden, anderen barocken Darstellungen und Blumenschmuck. Die Ausstattung der italienischen Kirchen dürfte weit verschwenderischer oder mindestens auf ähnlichem Niveau sein, wie die der meisten Tempel in Taiwan, wo es kein Problem mit Gottesbildnissen gibt. Ein Bedürfnis sich Bilder von dem Verehrten, aber auch dem Verabscheuten, zu machen, besteht aus meiner Sicht in gleichen Umfang in Italien und Taiwan.
Kreativität bei der Darstellung überirdischer Wesen zeigt sich auch außerhalb des direkten sakralen Umfeld. Nahe der Piazza Centrale und dem Duomo in Ravello erschreckt eine grüne Teufelsmaske mit herausgestreckter Zunge den Besucher des Ortes.
„Was für ein tolles Souvenir“, sagt Luo You zur besten Ehefrau von allen. Mein Vorschlag, so was Abschreckendes gegen böse Geister und vielleicht auch Baumängel an das bröckelige Wärmedämmverbundsystem der heimischen Hausfassade mit wärmebrückenfreien Spezialdübeln anzuschrauben, trifft auf gar keine Gegenliebe.
„Das kann sogar beleuchtet werden. Schau mal auf die Kabel, die da heraushängen!“ Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit einen Rauchentwickler dahinter vorzusehen. Dann qualmt es dämonisch aus Mund, Augen und Ohren. Trotz der ablehnenden Haltung meiner Frau, die die Kreatur im Übrigen zuerst entdeckt hatte, scannte ich in der Folge intensiver die Auslagen in den Souvernirgeschäften, vollgestopft mit bunter Keramik, Pizzatellern, Olivenölgefässen, Weinkrügen, Putten, Engelchen und anderem Tand. Es war schade, dass sich dort nichts vergleichbar Anstößiges finden ließ.
Die ablehnende Haltung meiner Frau konnte ich nicht so ganz nachvollziehen, denn auch in Taiwan sind schreckliche Kreaturen durchaus beliebt. So bewachen in Kinmen monsterartige Windlöwen die Dörfer. Ein kleines Exemplar davon befindet sich in meiner „Curio Box“. Mit Räucherstäbchen kann ich ihn sogar zum Qualmen bringen.
Nicht nur an Tempeln sondern auch vor Hoteleingängen stehen furchteinflößende Wärter. Wer nachts bei später Heimkehr Randale machen will, wird durch böse Blicke angegiftet und mit der Steinaxt bedroht.
Bei näherer Betrachtung wundert mich nicht, dass italienisches Design so erfolgreich ist. Die mediterrane Abstraktion und Stilistik lässt der Fantasie mehr Raum als die Opulenz in der fernöstlichen Darstellung. Im Fazit: Ja zur Teufelsmaske an der Fassade und besser keinen schrecklichen Wächter oder Monsterlöwen im Vorgarten.
Schwiegermutter reicht ja auch meist.
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