Sonntag, 20. Januar 2013

Einführung in die Modelleisenbahn - Teil 2 - Schauanlagen

Das Hobby „Modelleisenbahn“ kann für Menschen durchaus zur Ersatzreligion werden. Zwar ist - wie bei der Religion - rational der praktische Nutzen begrenzt, jedoch können genauso Glücksmomente, Zugehörigkeitsgefühl und Anerkennung in der Gemeinschaft entstehen. Parallelen scheint es auch bezüglich bei der Entwicklung der Popularität beider Bereiche zu geben. In Gesellschaften, in denen christliche Religion und Modelleisenbahn früher fest verankert waren, verlieren sie an Bedeutung. Die Menschen wenden sich anderen Themen, Interessen und Denkrichtungen zu. In Gegenden, die erst einige Jahre später begannen, sich an dominierenden Kulturkreisen zu orientieren, besteht noch die Chance der Missionierung und Verbreitung diesseits althergebrachten Gedankengut zur Religionsausübung und Freizeitgestaltung.

Die ersten Missionsstationen für das Hobby „Modelleisenbahn“ sind in Taiwan bereits entstanden. Während auswärtige Religionsgemeinschaften bevorzugt in den abgelegenen Gebieten der Ureinwohner und dort in Großstädten missionieren, wo sie zugängliche Menschen erreichen können, finden sich die sendungsbewußten Zentren für die Modelleisenbahn in herausragenden Museen. Hier werden mit zeitgemäßer Darstellung und modernster medialer Präsentation Schulklassen, Reisegruppen, Familien und Kinder angesprochen.

Der Anfang ist gemacht: Ausstellungsobjekt mit Modelleisenbahn in Taiwans Erdbebenmuseum in Wufeng (霧峰). Wer auf den Boden springt und die Erde erschüttert, schaltet das Atomkraftwerk ab, den Strom aus und stoppt den Zug. Ob das AKW nach Fukushima noch in der Modelllandschaft steht?

Auf der anderen Seite von Taiwan: In der Ausstellunghalle am Endbahnhof der Waldeisenbahn in Luodong zeigt sich der kurvige und sogar fahrtüchtige Nachbau der Strecke, wie auch hier zu sehen ist.

Leider verpasst: Die Austellung im Geschichtsmuseum von Kaohsiung zur Hafenbahn unter dem Titel „Tracks Through Time - Kaohsiung Harbor Railway Modeling Exhibition“, die vom 7. Mai bis zum 25. September 2011 stattfand.

Groß war das Modell, aber die Stadtlandschaft war doch sehr schematisch, oberflächlich und wenig illusionistisch auf die Fläche gewürfelt, wie Fotos zeigen.

Sehr spielzeughaft wirkt auch die neue Modelleisenbahn im Nationalen Wissenschafts- und Technikmuseum in Kaohsiung, das nicht nur mit seinem coolen Äußeren glänzt.

Aber noch zeigen sich hier die Leistungen im taiwanischen Eisenbahnmodellbau in einer anderen Klasse im Vergleich zu dem Niveau, das mittlerweile in Deutschland erreicht wurde.

Kommerzielle Modellbahnanlage in Oberstaufen mit Motiven von der Mosel, wie der Brücke bei Bullay.

Darüber hinaus zeigen die jährlichen Messen und Ausstellungen in Köln im November und Dortmund im April wirklich Atemberaubendes an Umsetzung der eigenen Träume, Ausarbeitungsqualität, Vorbild- und Detailverliebtheit.

Westdeutsche Kelleranlage in den frühen 1970er Jahren.

Auch in Deutschland hat alles klein angefangen. Selbst die großen Schauanlagen waren zu der Zeit weit von heutiger Realitätssucht entfernt. Beim asiatischen Drang zum Perfektionismus freut sich Luo You schon heute auf das, was taiwanische Modellbauer in der Zukunft abliefern werden.

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